Das riesige Rinderkotelett, das im Baskenland zumeist von alten, fetten Kühen serviert wird, sollte mindestens ein Mal pro Tag verspeist werden. Viele Restaurants wurden besucht/getestet, die Basken haben eine sehr eigenwillige, zugleich aber großartige Art diese Prachtstücke zu kredenzen. Wenn man hierzulande in (bessere) Steakhäuser einkehrt, sucht man sich die Garstufe meist selbst aus und bekommt diese, mal besser, mal schlechter, auch so serviert. Im Baskenland hingegen gibt es diese Garstufen, Fleischthermometer und ähnlichen Schnickschnack nicht, das Fleisch wird außen scharf angebraten und mit einer Selbstverständlichkeit sehr roh auf heißen Tellern und manchmal heißen Platten/Steinen aufgetischt.
Der insgesamt sensationelle Trip startete in Bilbao, erster Abend, erstes Steak. Und dieses war gleich ein Highlight. Die nette Kellnerin im Restaurante Eguiluz brachte uns ein 1,6kg Stück, welches der Koch sogleich auf den Grill warf, aufschnitt und auf einer heißen Plancha servierte. Das Fleisch war ein Gedicht, wunderbar zart und ein sensationeller Geschmack. Ein Einstand nach Maß, so kann die Reise weitergehen.
Nach einigen canas im Bilbaoer Nachtleben machte sich die illustre Runde am nächsten Tag auf den Weg nach Donostia (San Sebastian), wo man die restlichen Nächte verbringen sollte. Für den Abend suchte man auf dieser, von Highlights geprägten, Reise das nächste tolle Lokal auf. Nach ein paar Pintxos im Zentrum fand sich die feine Gesellschaft im Restaurante Suharri für ein Degustationsmenü der alten Txogitxu Kuh ein. Zum Auftakt gab es getrockneten Rinderschinken sowie Rinderchorizo, anschließend wurde ein außergewöhnliches Carpaccio serviert. Der nächste Gang, der bei den Herren extremen Anklang fand, war ein Steak Tartar und zur Krönung kam ein Txuleta einer 15 Jahre alten Kuh in Premium Qualität, wobei der Club bei der Zubereitung zusehen durfte. Das Essen wurde mit viel Wein und einer Flasche Sidra begleitet, mit einer Käseplatte und einer Flasche Aguardiente beendet und mit der Mitgliedschaft in einem irischen Leuchtturmclub belohnt.
Der nächste Tag brachte die Damen und Herren in das Delikatessengeschäft des Txogitxu Inhabers Imanol Jaca. Nachdem man am Vorabend ein Treffen mit ihm vereinbart hatte, er aber leider doch verhindert war, kauften die Herrschaften zum Ausgleich einige "Souvenirs" (Schinken, Käse, Wein) im Don Serapio. Am Abend startete man mit einer Tapas Tour light um anschließend in der Sidreria Beharri herrliches Txuleta, Beef Ribs sowie Pulpo zu konsumieren.
Nachdem am Tag Nummer 4 der französische Teil des Baskenlandes in Form von Biarritz besucht wurde und dort standesgemäß zu Mittag Muscheln verspeist wurden, ging es am Abend auf die lang ersehnte Tapas Tour. Man kostete sich über Lachs, Foie Gras, sowie einige kalte Pintxos und landete schließlich auch in der Bar Txuleta. Der Name ist Programm, ein Txuleta gigante wurde bestellt. Das geschmacklich intensivste Steak der Reise fand vor allem bei den Herren Gefallen, die Ladies waren mittlerweile schon nicht mehr sonderlich scharf auf Txuleta.
Nach etlichen Gesprächen mit Einheimischen kristallisierte sich ein spezielles Konzept als Geheimtipp im Baskenland heraus. In Sidrerias soll es die besten Steaks geben, so der einhellige Tenor. Drei voneinander unabhängige Personen empfahlen uns die Sidreria Petritegi, also wurde diese am fünften Abend besucht. Das Konzept ist einfach wie genial, man bekommt ein 4 gängiges Menü (Fischomelette, Fisch mit Gemüse, Txuleta, Käse und Walnüsse) und trinkt dazu Sidra frisch aus den Fässern.
Zum Abschluss unserer kulinarischen Studienreise wollten wir es dann noch einmal so richtig wissen. Auf Empfehlung von Imanol Jaca reservierten wir einen Tisch im Restaurante Ganbara, wo wir uns von der sehr sympathischen Chefin ein Menü zusammenstellen ließen. Mit diesem Menü, bestehend aus Jamon Iberico, Thunfisch Tartar, Foie Gras mit Pilzen, Seehecht Backen, Baby Calamari in eigener Tinte, einem Txogitxu Txuleta (lt. Chefin das Beste) und einer Dessertvariation ließen wir die Reise Revue passieren.
Doch wer gedacht hat, dass es das nun mit Steaks war, der kennt den Gentlemen Steak Club Vienna schlecht. Kurz vor dem Trip zum Flughafen kehrte man noch in der Bar Nestor, die die Tage zuvor leider geschlossen hatte, ein. Das Lokal serviert nur 3 Gerichte, diese dafür sensationell. Pimientos, Tomatensalat und ein tolles Txuleta auf der heißen Plancha brachten also den Abschluss dieser kulinarischen Woche.
Kleines Fazit zum Baskenland abseits der Steaks:
Für die Basken hat das Thema Essen eine viel hochrangigere Bedeutung als für den gewöhnlichen Mitteleuropäer, fast jeder baskische Mann ist Mitglied einer "Sociedad gastronomica", einem Club, wo sich Männer in ihren Vereinslokalen stundenlang über Essen unterhalten und dann gemeinsam kochen. In Donostia gibt es zudem eine unheimlich hohe Anzahl an Lokalen, wo sagenhaft gute Pintxos (aufwendiger präparierte Tapas) serviert werden. Man erhält in dieser Region somit für relativ kleines Geld eine sensationelle Qualität und gastronomische Vielfalt.
Donostia - wir kommen wieder!
Txogitxu Txuleta im Restaurante Suharri |
Txuleta im Restaurante Eguiluz |
Txuleta und Beef Ribs in der Sidreria Beharri |
Txuleta im Restaurante Txuleta |
Txuleta in der Sidreria Petritegi |
Txuleta in der Bar Nestor |
Txogitxu Txuleta im Restaurante Ganbara |